Kompass ohne Norden - Neal Shusterman
Titel: Kompass ohne Norden
Autorin: Neal Shusterman
Verlag: Hanser
Seiten: 352 Seiten
ISBN: 978-3-446-26046-7
Caden ist ein ganz normaler Teenager. Zumindest hält er sich für diesen. Sein Verstand belügt und betrügt ihn, und nimmt Caden auf eine fantastische Reise mit. Manchmal geht es auf einem Schiff auf den Weg zum tiefstens Punkt der Erde. Die Realität verdreht sein Verstand ebenfalls: gezeichnete Delphine planen seinen Mord, harmlose Dinge wie ein Gartenschlauch werden zur tödlichen Gefahr. Als die Grenze zwischen realer und fantastischer Welt immer mehr verschwimmt, bringen seine Eltern ihn in eine Klinik. Die Diagnose: Schizophrenie.
Kompass ohne Norden beruht auf realen Gegebenheiten. Neal Shusterman erzählt im Vorwort, dass die Krankheit Schizophrenie in seinem Alltag eine wichtige Rolle spielt, denn sein Sohn Brendan hat die Diagnose schizoaffektive Störung, eine Mischung aus Schizophrenie und bipolarer Störung, mit 16 Jahren erhalten. Der Autor möchte mit diesem Werk die Gesellschaft für dieses Thema sensibilisieren, aber auch den Erkrankten Mut machen. Nicht nur Ansätze von Brendans Therapie haben ihren Platz in diesem Buch gefunden, sondern auch Bilder von Brendan. Er zeichnete diese als er tief in der Krankheit steckte.
Es ist das persönlichste Buch von Neal Shusterman und ich muss an dieser Stelle meinen großen Respekt aussprechen. Es war für mich als Leser teilweise sehr verwirrend zwischen den Ebenen zu wechseln und zu lesen, wie tief Caden in seinem "Loch" gefangen ist. Ich möchte nicht wissen, wie erschreckend oder auch beängstigend diese Phase für den Autor und seine gesamte Familie gewesen sein muss.
Zu lesen, was diese Erkrankung mit dem Verstand des Betroffenen macht, war dank des sehr realen Schreibstils von Shusterman erschreckend und faszinierend. Ich konnte mit Caden und seinem Leid mitfühlen und war von mir selbst überrascht, wie sehr mich sein Leid mit in den Abgrund zog. Der einzige Unterschied daran war: Ich konnte jederzeit zurück. Für mich sind alltägliche Gegenstände nicht gefährlich, mir redet niemand ein dass mich jemand auf der Arbeit umbringen möchte obwohl ich diesen Jemand nur vom Sehen kenne.
Wie bereits erwähnt war es für mich teilweise verwirrend. Gerade wenn die Realität mit der Fantasie so stark vermischt wird, dass Caden nicht mehr weiß was Real ist, musste auch ich mich anstrengen die Realität zu erkennen. Der innere Kampf von ihm sich aus diesem Sog zu befreien war für Außenstehende schwer nachzuvollziehen, wodurch man einen direkten Draht zu seiner Familie hatte. Da ich in meinem privaten Umfeld keinerlei Kontakt habe zu dieser Erkrankung, konnte ich durch diese Geschichte mit Cadens Familie sehr schnell mitfühlen.
Ich wünsche allen Betroffenen, egal ob Erkrankt oder Angehörige, weiter viel Kraft auf dem weiteren Weg. Denn diese Erkrankung ist zwar medikamentös behandelbar, kann jedoch nicht geheilt werden.
Durch diese schonungslose Ehrlichkeit, versteht man ansatzweise das Ausmaß der Erkrankung. Neal und Brendan Shusterman haben mit diesem Werk einen wichtigen Schritt gewagt und helfen, Verständnis statt Ablehnung gegenüber den Erkrankten aufzubauen.
Auch wenn ich zwischendrin meine kleinen Schwierigkeiten hatte möchte ich dieses Buch jedem ans Herz legen. Ich wollte trotz der Verwirrung und der Verzweiflung immer wissen wie es mit Caden und seiner Erkrankung weitergeht. Durch den direkten Bezug zu der Erkrankung kann man deutlich die Verzweiflung, aber auch die Hoffnung erkennen, wodurch dieses Buch ein eindeutiges Highlight für mich war!
Fünf von fünf Sternen!
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